Die Zukunft der Mainzer Minipressen-Messe
Mittwoch, 18. Januar 2012
14. Kommentar
Ich finde die MMPM als Forum für Buchkunst UND Kleinverlage immer noch zeitgemäß und auch wichtig: Gerade auch für uns Kleinverlage ist sie eines der wichtigsten Foren, mit unseren Produkten in die Öffentlichkeit zu gehen. Alle anderen mir bekannten Buchmessen sind entweder für die Kleinverlage. Selbstverleger und unbekannten Autoren zu groß (Frankfurt, Leipzig, aber auch solche Events wie die Karlsruher Büchershow) oder wiederum zu klein und zu regional ausgerichtet (die Buchmesse in Neckarsteinach beispielsweise wird zwar hervorragend organisiert, hat aber bisher nur sehr regionale Wirkung; Buchmessen wie in Nidderau oder Stockstadt kann man vergessen). Wichtig für die Kleinverlage finde ich auch den Austausch untereinander, nicht nur der mit dem Publikum. Dies bietet die MMPM vermutlich von allen Buchmessen am allerbesten. Ich kenne etliche Verleger, die zur MMPM hauptsächlich aus diesem Grund kommen und in Kauf nehmen, finanziell draufzulegen.

Eine reine Buchkunstmesse würde allein schon in ihrer Dimension erheblich schrumpfen und bedeutend weniger Publikum anlocken. Man bräuchte dann sicher nicht mehr die beiden Zelte am Mainufer, eine mittelgroße Sporthalle täte es dann auch. Die MMPM würde aber dann - so meine Befürchtung - zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen und keine zwei Perioden überleben. Denn auch die Buchkünstler und Druckereien, die auf der MMPM ausstellen, provitieren davon, dass die Kleinverlage anwesend sind und somit Publikum anlocken.

Stichwort: Die Zelte. Ich hatte mir schon vor einigen Jahren den Hinweis erlaubt, dass ich die Zelte nicht mehr für zeitgemäß halte. Das war damals, als es noch die erste Zeltgerenation gab, die nicht wasserdicht war. Dieses Problem ist ja inzwischen gelöst. Weiterhin geben die Zelte ja das bekanntlich "typische MMPM-Flair" ab. Ich bin da also ein wenig hin- und her gerissen. Wenn es einen anderen Platz in Mainz gäbe, der genauso zentral wie die Zelte läge, würde ich schon dafür plädieren, "umzuziehen", auch wenn die Gebühren dann ein wenig höher liegen würden. Es ist jedoch zu beachten, dass die MMPM gerade auch wegen ihrer verhältnismäßig niedrigen Gebühren die Kleinverleger aus ganz Deutschland anlockt. Bei wesentlich höheren Standgebühren wäre die Anreise aus den Nachbarbundesländern oder gar Nachbarstaaten für viele nicht mehr lukrativ.

Wenn man die MMPM tatsächlich zur Buchkunstmesse umwandeln will, müsste man für die Kleinverleger eine Alternative schaffen. Wie die aussehen kann, weiß ich nicht. Vielleicht eine eigene Buchmesse an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit mit einem lukrativen Begleitprogramm? (Die Lesungen im "Lesezelt" sind ja derart schlecht besucht, dass man darauf verzichten könnte; da haben selbst die Lesungen auf der Neckarsteinacher Buchmesse mehr Publikum).

Was ich natürlich beobachtet habe ist, dass die MMPM irgendwie "in die Jahre gekommen ist". ich mache seit den 1990er Jahren mit - damals waren die Aussteller meistens so "in mittleren Jahren", inzwischen sind wir "Grufties" geworden - auch wenn es immer wieder junge Verlger/innen und Buchkünstler/innen gibt, so überwiegen doch die "grauen Haare". Die Spontanität der frühen Jahre ist einer gewissen Beschaulichkeit gewichen. Wie kann man das durchbrechen? Wie kann man neuen, jungen Verlagen und Künstler eine bessere Plattform bieten? Einen extra Bereich "Erstaussteller"? Ermäßigte oder gar keine Gebühren für Newcomer?

Eine weitere Frage wäre, wie kann man die Presse wieder mehr einbeziehen und vor allem auch die Buchhändler der Region. In den ersten Jahren kamen immer wieder Journalisten vorbei und führten Interviews oder verlangten Bücher für Rezensionen (sicher, da waren Gauner darunter, die nur Bücher abstauben wollten); auch gab es Buchhändler, die sich nach den "Perlen" umschauten und Bücher in Kommission nahmen. Solche habe ich schon seit einigen Perioden nicht mehr gesehen. Die MMPM müsste also irgendwie mit den Buchhändlern der Region besser kooperieren. Nicht dass man denen einen Standplatz - wie in Neckarsteinach - geben sollte, aber da fällt einem doch sicher etwas Besseres ein. Z.B. Lesungen in deren Läden an den Ausstellungsabenden. Das ist nur mal ganz spontan so ein Einfall.

Den parallel statt findenden Poetry Slam sollte man auch beibehalten; die meisten Slamer, die beim letzten Mal aufgetreten sind, kamen aus dem Kreis der Aussteller und deren Autoren.

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Letzte Aktualisierung: 2012.01.27, 12:13
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